25.06.2009 – 02.07.2009
Ein paar Mitglieder des Tauchclub Hechingen e.V. haben das Tauchsafariboot MY LONGIMANUS für den o.a. Zeitraum per Vollcharter gebucht. Nach wochenlangen Vorbereitungen war es endlich soweit. Lude, Eric, Heike, Wiwi, Sven, Reiner, Markus, Jürgen und Jörg vom Tauchclub Stockach trafen sich bei Lude und wurden pünktlich von TAXI-HÖPFEL an den Flughafen Stuttgart gebracht. Dort war um 11°° Uhr der Treffpunkt am Check-In von Condor mit weiteren „Fremdtauchern“ vereinbart. Karl, Andreas, Silvia, Udo, Hans-Jürgen und Martin erschienen pünktlich. Der Check-In verlief reibungslos und schwuppdiwupp landeten wir pünktlich in Marsa Alam.
Das übliche Prozedere mit dem Einreisevisum durch den Reiseleiter und die Gepäckausgabe brachten wir schnell hinter uns und nach nur 15 min. Transfer zum Hafen Port Ghalib erreichten wir die MY LONGIMANUS. Dort wurden wir von unseren Tauchguides Carsten und Alex begrüßt. Der Finne „Jussi“, sowie die beiden Rheinländer Jochen und Hans waren bereits am frühen Nachmittag angereist. Nun fehlte nur noch Jens aus Leipzig, welcher dann mit ca. 5 Stunden Flugverschiebung weit nach Mitternacht anreiste. Zwischenzeitlich hatten wir bereits unsere Kabinen bezogen und das erste Abendessen an Bord zu uns genommen. Mein persönlicher erster Eindruck: “ Sehr großzügig gestaltetes Boot mit Gebrauchsspuren hier und da, verursacht durch den Zahn der Zeit. Das Boot wurde 2003 fertiggestellt. Unterm Strich ist es aber wirklich sehr empfehlenswert. Das Abendessen hat uns allen hervorragend gemundet.
Als wir erfuhren, dass die erste Nacht im Hafen verbracht wird nutzten wir die Gelegenheit und haben noch schnell das eine oder andere Bierchen in einer „Freiluftkneipe“ ganz in der Nähe des Anlegeplatzes getrunken. Rund um Port Ghalib entsteht derzeit ein hochmodernes Touristenzentrum mit sehr gepflegten Hotelanlagen und den üblichen ägyptischen Touriläden die die Welt nicht braucht. Die orientalische Musik (für mich war es ein fürchterliches Gejaule!) welche die Freiluft-Gäste begleitete verstummte dann endlich gegen 1:30 Uhr in der Nacht und ein paar Stunden Schlaf stand nichts mehr im Wege.
Am nächsten Morgen ging es dann endlich los: Frühstück, Bootseinweisung mit Sicherheitsanleitungen (Sauerstoffatemgerät) etc. Nach Freigabe durch die Hafenbehörde legte die MY Longimanus endlich ab und wir fuhren ein nahegelegenes Riff (ca. 1 Fahrstunde) an für unseren Check-Dive auf 18 m Tiefe (Maske ausblasen, Automat wiederangeln, Buddy mit Oktopus nach „ohne Luft“ Signal mit Pressluft versorgen). Nach der Pflichtübung wurde der Tauchgang ganz normal zu Ende geführt und ich bekam mit meinem Tauchpartner Reiner direkt einen wunderschönen Korallengarten eine Riesenmuräne, Kugelfische und noch vieles mehr vor die Maske und mir wurde sofort wieder bewusst was für ein tolles Tauchrevier das Rote Meer doch sein kann. Nach dem Mittagessen und einer Oberflächenpause wurde ein Briefing bezüglich der Tauchgänge mit dem Zodiac durchgeführt: Zeitgleiches nach hinten wegfallen nach 1,2,3 – Go und setzen der Sicherheitsboje in Gewässern mit Bootsverkehr ! Nach beenden des zweiten Tauchgangs ging dann die Tour richtig los und wir nahmen Kurs auf Daedalus Riff – Rocky Island – Zabargat.
Während des Abendessens wurde allmählich die Diskussion Richtung Großfische gelenkt. Die Taucher schaukelten sich gegenseitig hoch und unser Guide Karsten verstand es prima durch seine Empfehlungen zum Verhalten gegenüber des Weisspitzen-Hochseehais (lat. Carcharhinus longimanus) eine prickelnde Spannung aufzubauen.
Die Anreise erfolgte in der Nacht und wir erreichten das Daedalus Riff gegen 01:30 Uhr. Die Mehrzahl der Taucher schlief zu diesem Zeitpunkt auf Deck oder in Ihren Kabinen. Ich genoss das nächtliche Anlegemanöver und beobachtetete die Jungs in Ihrem Zodiac wie Sie die Anlegeseile aus dem Wasser fischten. Die Jungs von der Crew waren echt auf Zack und verstanden es ohne dabei die Gäste zu stören Ihre Arbeit zu verrichten. Gegen 05:15 Uhr war dann wecken angesagt. Und Ihr glaubt es kaum: „Direkt um das Boot kreiste bereits der erste Longimanus mit einer geschätzten Größe von ca. 2,0m“
Das Tier bewegte sich dermaßen stolz und gleichmäßig, dass es dem einen oder anderen Taucher eine ordentliche Portion Respekt einflößte. Nach einem ausführlichen Briefing bezüglich der Strömungen wurden wir dann mit den Zodiacs zur Nord-Westspitze des Deadalus Riffs transportiert. Reiner und ich tauchten schnell auf ca. 35m ab und wir hatten die Steilwand rechts von unserer Tauchrichtung von welcher wir uns aber ein gutes Stück in Richtung Freiwasser bewegten in der Hoffnung auf Hammerhaie zu stoßen, welche an diesem Tauchplatz doch in aller Regelmäßigkeit auftreten sollen. Hammerhaie waren bei uns Fehlanzeige. Als uns die Strömung zu stark wurde tauchten wir nun doch schnellstmöglich wieder Richtung Steilwand und verließen unsere Tiefe. Wir wurden noch mit ein paar kleinen Leckerbissen belohnt: Ein ordentlicher Napoleon, ein großer Barrakuda, sowie ein Riffhai, welcher ca. 8m unter uns kreiste. Als die Fininadel Richtung 50 bar tendierte setzten wir unsere Signalboje und als wir dann nach 3 min. Sicherheitsstop auftauchten dauerte es nur ein paar Sekunden bis das Zodiac bei uns war. Es war sehr interessant zu beobachten wie verstreut die Signalbojen der einzelnen Buddy-Teams aus dem Wasser ragten. Aber eines hatten wir alle gemeinsam: glückliche Gesichter! Heike und Wiwi hatten bei diesem Tauchgang die in Aussicht gestellte Hammerhaibegegnung und konnten 3 von diesen schönen Tieren beobachten. Auch ein Longimanus wurde von unseren Rheinländern Jochen und Hans gesichtet. Na Jochen, vielleicht hattest Du ja ab und zu ein paar wasserfeste Bilder beim Tauchgang dabei?
Nach ausgiebigem Frühstück mit angeregtem Austausch, sowie der verdienten Oberflächenpause fand dann der 2.te Tauchgang an diesem Tag an der Südseite des Riffes mit Einstieg direkt vom Boot statt. Sehr viele von uns sahen den immer wieder ums Boot kreisenden Longimanus. Spötter behaupteten, dass der Großfisch einen riesigen Angelhaken im Mund hatte. Reiner und mir blieb der Anblick des Longimanus unter Wasser verwehrt wir wurden jedoch mit 2 schönen Napoleonfischen, vielen Trompetenfischen, einem ordentlichen Zackenbarsch, Tunfischen, sowie Barrakudas getröstet. Nach dem Mittagessen hatten wir die Möglichkeit den Leuchtturm auf dem Daedalus Riff zu besichtigen, sowie ein T-Shirt bei den Wärtern zu erwerben. Laut unserem Guide Karsten sind die Bewohner des Leuchtturms strafversetzte Militärangehörige. Es gibt wirklich keine Möglichkeit von diesem Ort zu verduften es sie denn man schmuggelt sich irgendwie auf ein Safariboot.
Der 3.te Tauchgang des Tages führte dann wieder mit dem Zodiac zur Nord/Westspitze mit dem Ziel an der anderen Seite des Riffs also mit Steilwand links Richtung MY Longimanus zu tauchen. Diesesmal tauchte der Longimanus direkt beim Einstieg vom Boot aufs Zodiac auf und hoffte wohl auf ein paar kleine Rest-Häppchen vom Mittagessen. Dieses Tier ist offensichtlich aufgrund der leider immer wieder durchgeführten Anfütterungen entgegen seiner natürlichen Veranlagung „Standorttreu“ geworden. Ich persönlich hatte zwischenzeitlich für mich entschieden vor den Tauchgängen überhaupt keine Erwartungshaltung hinsichtlich Großfischen mehr aufzubauen und kam dadurch in den Genuss des für mich persönlich schönsten Tauchgangs der gesamten Safari. Während die Vielzahl der Buddy-Teams Ihre Blicke Richtung Freiwasser richteten, fiel mir bei leichtem driften in der angenehmen Strömung der Bewuchs dieser Steilwand an der Westseite des Daedalus Riffes auf. Hier ist wirklich in nahezu unzerstörtem Zustand das gesamte Korallenportfolio vorhanden, welches das Rote Meer zu bieten hat. Da waren ca. 8-10m große Bergkorallen die mehrere Tausend Jahre alt sein müssen, sowie Feuerkorallen, Fächerkorallen, Brokkoli-Korallen, Dörnchenkorallen und viele viele mehr zu betrachten. Ich war von dieser Wand dermaßen fasziniert, dass ich Ihr meine gesamte Aufmerksamkeit schenkte (bei selbstverständlich regelmäßigem Blick zu meinem Buddy Reiner!)Anschließender Eintrag in mein Logbuch: Geilste Steilwand weltweit!
Ich könnte vermutlich stundenlang von den Tauchgängen und Erzählungen der einzelnen Buddy-Teams berichten. Aber letztendlich sollte für jeden die persönliche Teilnahme an solch einer Safari im Vordergrund stehen. Daher der weitere Verlauf in Stichworten. Weiterfahrt nach Rocky Island, dem südlichsten Tauchplatz im ägyptischen Roten Meer (15 km zur sudanesischen Grenze). Am Boot taucht immer wieder eine Delfinschule auf. Beim tauchen Sichtung von Longimanus, Fuchshaien und Riffhaien. Ebenfalls eine schöne Steilwand, riesige Meeresschildkröten.
Weiterfahrt nach Zabargat Nord. Reiner, Markus und ich werden beim schnorcheln von einer vorbeiziehende Delfinschule inklusive Jungtiere überrascht. Das war ein wunderschönes Erlebnis. Ünernachtung Zabargad Nord. Beim Early-morning-dive tauchen Reiner und ich direkt am Boot auf 40+m im Freigewässer ab. Wieder keine Haibegegnung – Kurs Richtung Halde genommen. An Halde auf 40 m bis zum Ende der Nullzeitgrenze abgewartet – keine Großfische. Gemächliches auftauchen Richtung Riffkante. Schönes langes austauchen an Riffkante erst im 20m dann im 10 m Bereich. Schöne Buchten an Riffkante in die man eintauchen konnte mit stetiger Möglichkeit aufzutauchen. Viele Grüße nochmal an Martin: Das sind keine Höhlen ! An der Oberfläche hat es nochmal extreme Gegenströmung. Da die Zodiacs nicht eingeplant waren bedurfte es einer ordentlichen Anstrengung das Boot zu erreichen.
Weiterfahrt nach Zabargad Süd. Lockererer TG in einem schönen bunten Korallengarten mit Salatkorallen und vielen kleinen Barschschwärmen. Aquarium-Feeling pur!
Weil die Wettervorhersage sehr schlecht war beginnt die Rückfahrt Richtung Marsa Alam. Bezüglich Seekrankheit waren das die kritischsten Stunden die wir zu überstehen hatten – gell Heike!
An den vorgelagerten Riffen vor Marsa Alam durften wir wirklich nochmal wunderschöne Tauchgänge erleben. Bei einem Dämmerungstauchgang, welcher in einen Nacht-TG mündete bekamen wir auch viel Kleintier wie Putzergarnelen etc. zu sehen. Ebenfalls eine Riesenschildkröte die Ihrem Namen alle Ehre machte, Riesenmuränen sowie eine wunderschöne Gespenstermuräne. Heike und Silvia sehen vom Zodiac die aus Funk und Fernsehen berühmte Seekuh (Dugong).
Das anschließende Captains-Dinner brachte wirklich das maximale an kulinarischem Genuss hervor was auf einem Boot in dieser Größe gezaubert werden kann. Die Crew hatte den Salon wunderschön hergerichtet und wir bekamen anschließend einen ägyptischen Tanz auf dem Oberdeck vorgeführt – auf weitere Details und persönliche Interpretation der Tanzvorführung möchte ich hier bewusst verzichten. Alles in Allem war das ein wunderschöner „Abschlussabend“, welcher um einen Tag vorgezogen wurde, weil die letzte Nacht im Hafen von Port Ghalib verbracht wurde.
Zum letzten Tauchtag berichte ich nur das Highlight: Ein wunderschöner Manta – Rochen ! Wer hat den Manta-Rochen nicht gesehen ? Eric – ich zog es vor auf dem Taucherdeck ein Bierchen zu trinken. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden was wohl das schönere Erlebnis war.
Zusammengefasst bin ich sicher nicht allein mit der Meinung, dass wir einen wunderschönen Tauchurlaub verbracht haben und auch von der Vielfalt der Unterwasserwelt des ägyptischenRoten Meeres nahezu das volle Programm erhalten haben.
Wenn man bedenkt, dass wir 1 Woche auf engem Raum zusammen gelebt haben und auch viele verschiedene Charaktere an Bord waren hat es auch im zwischenmenschlichen Bereich hervorragend harmoniert. Auf kleine Ausnahmefälle lohnt es sich sicherlich nicht näher einzugehen.
Der Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und gibt teilweise meine persönliche Meinung wieder, welche sicherlich nicht von jedem Teilnehmer 1:1 geteilt wird.
Ich für mich freue mich bereits jetzt auf meine nächste Tauchsafari mit der MY Longimanus…